![Abbildung: TintenTrinker Verlag Abbildung: TintenTrinker Verlag]()
Immer häufiger werden Sachthemen als Comic aufbereitet, in der Hoffnung, im neuen Gewand bislang nicht erreichbare Zielgruppen für diese Themen zu gewinnen – das kann der
Klimawandel, der
Afghanistan-Krieg oder die
Situation von Asylbewerbern sein. Über den Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland bisher keinen Comic (siehe
FAZ-Blog), ganz im Gegensatz zu Frankreich, wo
Jacques Tardi sicherlich der bekannteste Comickünstler ist, der das Thema aufgegriffen hat. Das hat sich nun geändert, wenn auch nur mit zeichnerischer Unterstützung aus Frankreich. Der Kölner TintenTrinker Verlag wurde 2013 als Schwesterverlag des französischen Kinder- und Jugendbuchverlags Le buveur d´encre gegründet, um sein erstes gemeinsames Buchprojekt, das
„Tagebuch 14/18. Vier Geschichten aus Deutschland und Frankreich“ zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges umzusetzen. Die französische Verlagsleiterin Julie Cazier lebt seit 15 Jahren in Köln und will insbesondere jungen Menschen das Thema Erster Weltkrieg nahe bringen. Dieses deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt von Alexander Hogh (Text) und Jörg Mailliet (Illustrationen) zeigt episodenhaft die Kriegsjahre aus der je eigenen Perspektive von Walter, René, Nessi und Lucien, vier jungen Menschen aus Frankreich und Deutschland, beginnend mit der anfänglichen Kriegseuphorie und mit der resignierten Frage „Wofür dann all die Opfer?“ endend. Die vier Handlungsstränge, denen historische Quellen zu Grunde liegen, machen nachvollziehbar, wie die anfängliche Kriegsbegeisterung angesichts der schrecklichen Realität auf den Schlachtfeldern in Ernüchterung umschlägt und wie der Krieg das Weltbild der jungen Leute nachhaltig erschüttert. Aus den Einzelschicksalen wird so ein soziales Panorama der Zeit des Ersten Weltkriegs aus der Sicht der jungen Generation. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von den Historikern Gerd Krumeich und Nicolas Beaupré. So wurden in diesem Comic pädagogische Intentionen, historische Forschung und künstlerische Gestaltung miteinander vereint. Die Koproduktion ist natürlich auch ein Beleg dafür, dass die Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich – bei allen tagespolitischen Disputen – (hoffentlich) für immer überwunden ist.