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Im Kunstanstifter Verlag ist
Kurt Tucholskys Bändchen
„Der Zeitsparer“ neu erschienen, neu insbesondere deshalb, weil die Grotesken – die Neuausgabe enthält drei der ursprünglich vier Texte – mit ganzseitigen Bildern der Illustratorin und Buchgestalterin
Franziska Walther angereichert sind. Dadurch ist das Buch – laut
Freistil online– „überzeugend im Heute angekommen“. Tucholsky veröffentlichte das Büchlein 1914 unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel, einem seiner vielen Decknamen. In seinen Kurzgeschichten hinterfragt Tucholsky Werte und Lebensrealitäten, die immer noch sehr aktuell sind. In der kleinen Vorrede schreibt Ignaz Wrobel eine Belehrung an sich selbst, die man auch heute durchaus noch beherzigen sollte. Dass das Leben eine ernste Sache sei, bekomme man schon in der Schule beigebracht, aber dem sei nicht so. Dass alles eine Ursache habe, sei auch eine Irrlehre: „Kausalität, mein Junge, ist, wenn man dran glaubt“. Und als Rat gibt der Autor sich selbst – und natürlich auch dem Leser – Folgendes mit auf den Weg: „Bleib äußerlich der ernste reputierliche Mann mit dem Bart, als den sie Dich kennen und schätzen. Innerlich aber, mein Junge, innerlich: Lache!“ Wenn man danach die Titelgeschichte liest, fühlt man sich vollends im Hier und Jetzt angekommen. Zeitgenössische Schlagworte wie digitale Informationsflut und Zeitmanagement müssen gar nicht fallen, um sich in dieser Geschichte heimisch zu fühlen, in der alle Menschen nur Zeit sparen sollen – ohne zu wissen, was sie mit der gesparten Zeit eigentlich anfangen sollen, außer an der Zeitbörse mit ihr zu handeln. Frei ist hier derjenige, der auf die Zeitsparer pfeift und statt dessen lieber seine Pfeife raucht und spazieren geht.